Futur archaïque
Obwohl ihr Titel die Zukunft und die Ursprünge des Menschen in einem Atemzug nennt, befasst sich die Ausstellung Futur archaïque mit sehr aktuellen Themen. Es besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass die Geschwindigkeit der technologischen Entwicklungen zunimmt und dass ihr Einfluss im privaten, beruflichen und gesellschaftlichen Alltag immer spürbarer wird. Der technische Fortschritt wird als gewaltsamer Eingriff erlebt und weckt unzählige Befürchtungen, die sich in einem unterschwelligen Gefühl der Bedrohung, in der Angst vor der Machtübernahme durch die künstliche Intelligenz oder auch vor einem allgemeinen Orientierungsverlust äußern.
Der Ausstellungskurator Yves Mirande ist als ausgebildeter Soziologe journalistisch tätig und hat sich auf Design spezialisiert. Die Idee zu diesem Projekt entstand, als er im Bereich Design eine Tendenz zur Konfrontation mit diesem Gefühl wahrnahm. Als Reaktion darauf haben Künstler bei ihrer Suche die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen, die sie zu den Wurzeln der Menschheit führt. Sie bevorzugen organische Stoffe oder Rohmaterialien und Formen, die unsere kollektive Vorstellung mit dem Archaischen und Primitiven in Verbindung bringt. Doch ein reaktionärer Rückzug ist ihnen fremd, im Gegenteil, sie kombinieren diese Materialien und Formen gern mit den modernsten technischen Methoden.
Tierfelle, Vulkanlava, versteinerte Keramik, Feuerstein, Schädel und Gebeine, Samen, natürliche Pigmente, verkohltes Holz, Blasen und Mägen, all das dient als Material und wird mit den jüngsten technologischen Entwicklungen kombiniert. In diesem Sinne werden die zugeschnittenen Feuersteine von Ami Drach & Dov Ganchrow einen in 3D gedruckten Griff, wird das Holz der Möbel von Kaspar Hamacher kalziniert, um seine endgültige Form zu erhalten; verwandeln sich die Weizenkörner bei Formafantasma in Gefäße, werden die Tierschädel bei Wieki Somers zu einer Teekanne und die Kuhmägen bei Julia Lohmann zu Laternen. Manche Werke fordern sogar zur Nachahmung der Handgriffe unserer Vorfahren auf, wie z. B. der Nussknacker von Simon Hasan, der das Zerschlagen der Nüsse mit einem Stein vorsieht.
Yves Mirande erkennt in dieser Bewegung den Wunsch, die Beziehung unserer Wurzeln, die nach seinen eigenen Worten „von der Modernität misshandelt wurden“, zum heutigen Leben wieder herzustellen. Die Ausstellung Futur archaïque präsentiert etwa sechzig Werke internationaler Künstler, die sich mit diesen Herausforderungen befassen und das Gefühl menschlichen Daseins innerhalb der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts widerspiegeln.
Artists, designers and creators: François Azambourg, Ami Drach & Dov Ganchrow, Antoine Boudin, Atelier Van Lieshout, Nacho Carbonell, Laura Couto Rosado, DWA, Miloš Ristin/ECAL, Formafantasma, Robotlab, Kaspar Hamacher, Simon Hasan, Studio Hlutager¢in, Valentin Loellmann, Julia Lohmann, Laura Lynn Jansen & Thomas Vailly, Stéphane Margolis, Peter Marigold, Giulio Parini, Pigeon project, Maaike Roozenburg, Studio Wieki Somers, Jean-Pierre Tortil, Charles Trevelyan, Unfold avec Barnabé Fillion