We Will Survive

13.09.2024 → 09.02.2025
Die Prepper-Bewegung

Die Ausstellung befasst sich mit den Risiken, die unsere Existenz bedrohen, den Massnahmen verschiedener Regierungen zum Schutz ihrer Bevölkerung und untersucht, welche Rolle das Design für diese Neo-Survivalisten spielt, um sich auf eine ungewisse Zukunft vorzubereiten und das eigene Überleben zu sichern. We Will Survive stellt uns vor die Frage, ob wir nicht alle ein Stück weit schon Prepper sind - oder ob wir es werden sollten.

Wie können wir eine Natur­ka­ta­s­tro­phe oder einen vom Menschen verur­sach­ten Krise über­le­ben? Wie soll­ten wir uns auf das Leben nach einer Kata­s­tro­phe vorbe­rei­ten? Was ist, wenn alle unsere Systeme zusam­men­bre­chen? Dies sind alles Fragen, die sich die soge­nann­ten Prep­per stel­len, also Menschen, die davon über­zeugt sind, dass das Ende der Welt nicht nur unver­meid­lich ist, sondern auch unmit­tel­bar bevor­steht. Während der Rest von uns einfach hofft, dass nichts allzu Schreck­li­ches passiert, werden die Prep­per aktiv. Ihre Bewäl­ti­gungs­stra­te­gie gibt ihnen ein Gefühl der Kontrolle über das Unkon­trol­lier­bare: Prep­per berei­ten sich auf das vor, was sie TEOT­WAWKI nennen, was so viel heisst wie „das Ende der Welt, wie wir sie kennen“. Einer­seits, um das Ende zu über­le­ben, und ande­rer­seits, um danach eine NWO, eine neue Welt­ord­nung, aufbauen zu können.

Geglie­dert in drei Themen­be­rei­che unter­sucht die Ausstel­lung We Will Survive. Die Prep­per-Bewe­gung wie die Prep­per mit dem vermeint­li­chen baldi­gen Welt­ende umge­hen, auf welchen Grund­la­gen diese Annah­men beru­hen und welche konkre­ten Mass­nah­men sie zu ihrem eige­nen Schutz ergrei­fen.

Die Ausstel­lung umfasst mehr als 400 Werke, darun­ter Archi­tek­tur­mo­delle, Foto­gra­fien, Zeich­nun­gen und Zeit­schrif­ten, sowie histo­ri­sches Video­ma­te­rial und Film­aus­schnitte von apoka­lyp­ti­schen und posta­po­ka­lyp­ti­schen Traum­wel­ten. Außer­dem werden speku­la­tive Desi­gnob­jekte und mehr als 300 Beispiele für popu­lä­res Produkt­de­sign aus der Prep­per-Commu­nity gezeigt. Renom­mierte Desi­g­ner, Filme­ma­cher, Foto­gra­fen und Künst­ler wie AATB, Reed Kram, Tapio Snell­man, Studio Folder und Charles Negre haben spezi­ell für die Ausstel­lung neue Arbei­ten entwi­ckelt. Darüber hinaus umfasst die Ausstel­lung Arbei­ten von Atelier Van Lies­hout, Erwan & Ronan Bouroul­lec, Julian Char­rière, Dunne & Raby, Martí Guixé, Simo Heik­kilä, Fabien Roy, Tapio Wirk­kala und Martin Szekely, um nur einige zu nennen.

Charles Negre & Aline Joana Ruede, Untitled, 2024.

© Charles Negre (photography), Alina Joana Ruede (set design), Lukas Lüttgen (model)

Charles Negre & Alina Joana Ruede, Basement Concrete Block Shelter, 2024.

© Charles Negre (photo), Alina Joana Ruede (scénographie), Lukas Lüttgen (maquette) 

Francesco Faccin, Re-Fire Kit, 2022.

© Delfino Sisto Legnani, DSL Studio

Alice Watel, Climate Change Instruction Scarves, How to Find and Collect Water, 2021.

© Alice Watel, Photo : Alice Watel 

Boîte à outils MacGyver, Uncrate.

© mudac, Photo : Atelier de numérisation - Ville de Lausanne, Danielle Caputo

Tapio Snellman, Piscine d’Itäkestus, Itäkestus, Helsinki, 2024.

© mudac, Foto : Tapio Snellman

Leo Fabrizio, série Bunkers, 2002.

© Leo Fabrizio

Ausstellungsansicht "We Will Survive"

© Khashayar Javanmardi

Ausstellungsansicht "We Will Survive"

© Khashayar Javanmardi

Die Prep­per-Bewe­gung

Die Prep­per-Bewe­gung entstand während des Kalten Krie­ges in den Verei­nig­ten Staa­ten als Folge des Miss­trau­ens gegen­über einer als über­mäch­tig und gleich­gül­tig wahr­ge­nom­me­nen Regie­rung. Die Panik­ma­che der Regie­rung verstärkte das Gefühl der Hilf­lo­sig­keit. Über­zeugt, dass das Schlimmste noch bevor­stand, began­nen die Menschen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

Seit den 1960er Jahren haben sich die Ängste über die Furcht vor der nuklea­ren Vernich­tung hinaus verviel­facht. Heute gehö­ren Klima­wan­del, wirt­schaft­li­cher Zusam­men­bruch, Cybe­r­an­griffe, sozi­ale Unru­hen, der mögli­che Einschlag eines Aste­roi­den, extreme Sonnen­stürme und Pande­mien zu den alltäg­li­chen Ängs­ten – um nur die am häufigs­ten genann­ten globa­len Risi­ken zu nennen. Als Reak­tion darauf haben sich auch die Prep­per diver­si­fi­ziert. Was als eine Gruppe para­no­i­der Radi­ka­ler begann, die gemein­hin als Survi­va­lis­ten bekannt sind, hat sich inzwi­schen zu einem globa­len Phäno­men entwi­ckelt.

Heute kommen Prep­per aus allen sozi­a­len Schich­ten und allen Alters­grup­pen und umfas­sen eine Viel­zahl von Subkul­tu­ren. Dazu gehö­ren die retre­a­ter, die in abge­le­gene Gebiete ziehen und einen autar­ken Lebens­stil pfle­gen, Bush­craft-Prak­ti­ker, die auf alle zivi­li­sa­to­ri­schen Errun­gen­schaf­ten und Bequem­lich­kei­ten verzich­ten, um von und mit der Natur zu leben, Off-Grid-Akti­vis­ten, die sich von den öffent­li­chen Versor­gungs­ein­rich­tun­gen abkop­peln und schliess­lich die Survi­va­lis­ten, die einen eher auf Kampf und Selbst­ver­tei­di­gung ausge­rich­te­ten Ansatz der Vorbe­rei­tung verfol­gen. Was diese Gemein­schaft eint, deren Größe sich allein in den USA seit 2017 auf etwa 23 Milli­o­nen verdop­pelt hat, ist ihr fester Glaube an die Sinn­haf­tig­keit einer selbst­be­stimm­ten, indi­vi­du­el­len Vorsorge, anstatt sich auf die Rettung durch andere zu verlas­sen.

Kuratorinnen Anniina Koivu
Jolanthe Kugler
Szenografie XPO (Camille Blin, Anthony Guex, Christian Spiess)
Wissenschaftliche Mitarbeit Luisa Ferreira
Grafische Gestaltung Frederik Mahler-Andersen

Hauptpartner des mudac