Beirut. Zeiten des Designs

07.04 → 06.08.2023

Die Ausstellung Beirut. Zeiten des Designs sucht zum ersten Mal die dynamischen Linien zu erfassen, welche die Entwicklung des Designs im Libanon ermöglichten.

Seit den frühen 2000er-Jahren erlebt der Liba­non an der Schnitt­stelle von Orient und Okzi­dent einen Aufschwung in allen künst­le­ri­schen Berei­chen. Das Design ist von dieser Dyna­mik nicht ausge­nom­men und gehört zu deren wich­tigs­ten Grad­mes­sern. Die Ausstel­lung Beirut. Zeiten des Desi­gns sucht diese beson­dere Situa­tion zu analy­sie­ren, in welcher wirt­schaft­li­cher und archi­tek­to­ni­scher Wieder­auf­bau, sozi­a­les Bewusst­sein und inter­na­ti­o­nale Entwick­lung mitein­an­der verknüpft sind. Vor allem das Design verkör­pert diesen Willen, sein Schick­sal und sein Image selbst zu bestim­men, indem es Objekte und Formen anbie­tet, die sich des viel­fäl­ti­gen Erbes bewusst und zudem tief in einer komple­xen Reali­tät veran­kert sind.

Bis zur Erar­bei­tung dieses Ausstel­lungs­pro­jekts gab es keine Unter­su­chung über die Geschichte des Desi­gns im Liba­non von der Unab­hän­gig­keit des Lands im Jahr 1943 bis heute. Das Riesen­pro­jekt hat den Ehrgeiz, diese Lücke zu schlies­sen. Es nimmt eine Bestands­auf­nahme vor, die sich auf eine umfang­rei­che Doku­men­ta­tion stützt und zugleich Anga­ben liefert, die durch das Verschwin­den gros­ser Archiv­teile während und nach dem Bürger­krieg verlo­ren waren.

Geschichte des liba­ne­si­schen Desi­gns

Unter dem fran­zö­si­schen Mandat (1918–1943) wird Beirut, seit 1920 Haupt­stadt des Gross­li­ba­non, nach west­li­chem Vorbild umstruk­tu­riert und unter­schei­det sich damit von den meis­ten Städ­ten der Levante. Trotz der erheb­li­chen Entwick­lung seiner Peri­phe­rie, die auf das starke Bevöl­ke­rungs­wachs­tum zurück­zu­füh­ren ist, profi­tiert nur das Stadt­zen­trum von den umfang­rei­chen Baua­r­bei­ten.

Die Ausstel­lung setzt zunächst das zeit­ge­nös­si­sche Design in eine histo­ri­sche Perspek­tive, die von den 1940er– bis zu den 1990er-Jahren führt. Wie entstand das Design im Liba­non ? Wer waren die Haupt­be­tei­lig­ten, welches sind die bedeu­tends­ten Werke ?

Von den 1990er-Jahren bis heute

Nach Been­di­gung des Bürger­kriegs (1975–1990) haben der Wieder­auf­bau von Beirut und ein Neube­ginn für den Liba­non höchste Prio­ri­tät, um die Attrak­ti­vi­tät des Lands zu stei­gern und Inves­to­ren anzu­zie­hen. Viele Liba­nes:innen kehren in ihre Heimat zurück. In diesem beson­de­ren Umfeld erobert das Design die geogra­fi­schen, wirt­schaft­li­chen und krea­ti­ven Räume zurück. Beirut wird zu einer krea­ti­ven Stadt, in der sich Ateliers, Gale­rien, Schu­len, Archi­tek­tur­bü­ros nieder­las­sen, aber auch Gast­stät­ten wie Bars und Restau­rants eröff­net werden.

Minjara Tripoli

Minjara, arabisch für Tisch­le­rei, beruht auf dem Bemü­hen, das hand­werk­li­che Erbe der Holz­ver­a­r­bei­tung im Liba­non zu bewah­ren und einen inno­va­ti­ven Dialog zwischen tradi­ti­o­nel­lem Hand­werk und zeit­ge­nös­si­schem Design anzu­re­gen.

Das mit Unter­stüt­zung der Euro­pä­i­schen Union verwirk­lichte Projekt soll die Holz­in­dus­trie in Tripoli fördern, die aufgrund der sektie­re­ri­schen Ausein­an­der­set­zun­gen, die bis 2014 in dieser einst als Sammel­be­cken für tradi­ti­o­nel­les liba­ne­si­sches Mobi­liar und Kunst­hand­werk bekann­ten Region herrsch­ten, zu verschwin­den drohte.

Allgemeines Kuratorium Marco Costantini
Wissenschaftliche Mitarbeitende Gregory Buchakjian
Rafaël Santianez
Koproduktion CID, Grand-Hornu
Szenografie GHAITH&JAD, Ghaith Abi Ghanem und Jad Melki
Grafikdesign Chris Gautschi
Toninstallation Christophe Fellay