Die Ausstellung Alchemie kehrt zu den Ursprüngen der Sammlung zeitgenössischer Glaskunst des mudac zurück, die heute die bedeutendste in Europa ist. Von Salvador Dalì, Marc Chagall, Jean Cocteau und Max Ernst entworfene Glaskunstwerke belegen die Verbindungen zwischen der Sammlungsgeschichte und der surrealistischen Bewegung.
Alchemie präsentiert zudem zeitgenössische Arbeiten, von denen einige zum ersten Mal ausgestellt werden und die vom Erbe dieser im heutigen Kunstschaffen weiterhin lebendigen Richtung zeugen.
Alchemie
Die Fucina degli angeli
Die Glasmanufaktur La Fucina degli angeli (Engelschmiede) verdankt ihre Existenz einem Mann namens Egidio Costantini, dessen atypischer Lebenslauf ihn nicht dazu prädestinierte, die Welt der Glaskunst zu revolutionieren. Er lernte die Arbeit der Glasmacher:innen von Murano erst spät kennen, nachdem er verschiedene Berufe ausgeübt hatte. Da ihn die Massen¬produktion von Glasobjekten für Touristen, die Venedig besuchen, zuwider war, wollte er dem Material seinen ehemaligen Glanz zurückgeben, indem er es als künstlerisches Medium nutzte.
Von 1950 an fertigt er mehr als hundert Werke in Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden verschiedenster Herkunft an. Auf der Grundlage ihrer Entwürfe schafft der Glasmeister skulpturale Kreationen, in die er seine eigene Sensibilität einfliessen lässt. So stellt er fest: «[…] der Entwurf verschwindet nach und nach, und das neue Werk bringt die Seele des Kunstschaffenden und jene des Glasmachers zum Vorschein.»
Die zahlreichen Werke, die aus dieser Zusammenarbeit hervorgehen, werden von der Kritik begrüsst und finden dank der Vermittlung der amerikanischen Sammlerin Peggy Guggenheim das Interesse privater Kunstliebhaber in aller Welt. Der Meister der Engelschmiede erweist sich als einzigartige Persönlichkeit, da er über seine kreative Arbeit hinaus eine echte Gemeinschaft mit den grössten Kunstschaffenden seiner Zeit zu pflegen wusste.
Das Mäzenenpaar Engelhorn
Peter und Traudl Engelhorn, ein Kunstliebhaberpaar, das im Kanton Waadt lebte, begeisterte sich für die vielseitigen künstlerischen und technischen Möglichkeiten, die das Glas den Kunstschaffenden bietet. Als sie von einem Ensemble von Glasskulpturen erfuhren, das auf der Zusammenarbeit zwischen zeitgenössischen Kunstschaffenden und dem Glasmeister Egidio Costantini beruhte, erwarben sie 36 dieser zwischen 1959 und 1970 geschaffenen Stücke. 1991 kamen zwei weitere Objekte hinzu.
Im Jahr 1970 beschliessen die Engelhorn, ihre Sammlung zeitgenössischer Glaskunst dem Musée des arts décoratifs de la Ville de Lausanne – heute mudac, kantonales Museum für Design und angewandte Kunst der Gegenwart – zu schenken. Die Schenkungsvereinbarung zwischen Peter Engelhorn und der Stadt Lausanne wird am 29. März 1971 unterzeichnet, und die in der Fucina degli angeli (Engelschmiede) geschaffenen Stücke gelangen so in die Sammlung des mudac. Alle besitzen ein von Egidio Costantini signiertes und datiertes Zertifikat und tragen die Namen des Künstlers und der Fucina degli angeli.
Auf diese erste Schenkung der Engelhorn folgte 1971 jene von 27 nummerierten und signierten Multiples aus Glaspaste, die mehrheitlich zwischen 1968 und 1971 in limitierter Auflage von der Manufaktur Daum in Nancy ediert und von Künstlern wie Salvador Dalì, Pierre Dmitrienko und Claude Lhoste entworfen wurden. Die 31 Stücke, die zum heutigen Bestand des Museums gehören, sind mit Zertifikaten von Daum versehen, welche die Anzahl der Exemplare und die Nummer der Edition bestätigen. Vier dieser Arbeiten sind in der Ausstellung Alchemie zu sehen
Die zeitgenössische Glaskunst
Die Ausstellung Alchemie zeigt des Weiteren eine Reihe zeitgenössischer Glaskunstwerke aus der Sammlung des mudac, die zum Teil zum ersten Mal präsentiert werden. Die Stücke zeugen in verschiedener Hinsicht vom Erbe dieser hundertjährigen Bewegung, das im aktuellen Kunstschaffen weiterhin lebendig ist. Zugleich erinnern sie daran, dass der Surrealismus unablässig die totale Freiheit pries und auch heute noch dazu beiträgt, der realen Welt den Rücken zu kehren.
Gesamtkuratorium | Marco Costantini Amélie Bannwart |
Assistiert von | Anaëlle Hirschi Géraldine Desarzens |
Szenografisches Konzept | Collectif GALTA |
Grafikdesign | Neo Neo |