Alchemie

08.03 → 11.08.2024
Surrealismus und Glaskunst

Die Ausstellung Alchemie kehrt zu den Ursprüngen der Sammlung zeitgenössischer Glaskunst des mudac zurück, die heute die bedeutendste in Europa ist. Von Salvador Dalì, Marc Chagall, Jean Cocteau und Max Ernst entworfene Glaskunstwerke belegen die Verbindungen zwischen der Sammlungsgeschichte und der surrealistischen Bewegung.
Alchemie präsentiert zudem zeitgenössische Arbeiten, von denen einige zum ersten Mal ausgestellt werden und die vom Erbe dieser im heutigen Kunstschaffen weiterhin lebendigen Richtung zeugen.

Die Fucina degli angeli

Die Glas­ma­nu­fak­tur La Fucina degli angeli (Engel­schmiede) verdankt ihre Exis­tenz einem Mann namens Egidio Costan­tini, dessen atypi­scher Lebens­lauf ihn nicht dazu prädes­ti­nierte, die Welt der Glas­kunst zu revo­lu­tio­nie­ren. Er lernte die Arbeit der Glas­ma­cher:innen von Murano erst spät kennen, nach­dem er verschie­dene Berufe ausge­übt hatte. Da ihn die Massen­¬­pro­duk­tion von Glas­ob­jek­ten für Touris­ten, die Vene­dig besu­chen, zuwi­der war, wollte er dem Mate­rial seinen ehema­li­gen Glanz zurück­ge­ben, indem er es als künst­le­ri­sches Medium nutzte.

Von 1950 an fertigt er mehr als hundert Werke in Zusam­me­n­a­r­beit mit Kunst­schaf­fen­den verschie­dens­ter Herkunft an. Auf der Grund­lage ihrer Entwürfe schafft der Glas­meis­ter skulp­tu­rale Krea­ti­o­nen, in die er seine eigene Sensi­bi­li­tät einflies­sen lässt. So stellt er fest: «[…] der Entwurf verschwin­det nach und nach, und das neue Werk bringt die Seele des Kunst­schaf­fen­den und jene des Glas­ma­chers zum Vorschein.»

Die zahl­rei­chen Werke, die aus dieser Zusam­me­n­a­r­beit hervor­ge­hen, werden von der Kritik begrüsst und finden dank der Vermitt­lung der ameri­ka­ni­schen Samm­le­rin Peggy Guggen­heim das Inter­esse priva­ter Kunst­lieb­ha­ber in aller Welt. Der Meis­ter der Engel­schmiede erweist sich als einzig­ar­tige Persön­lich­keit, da er über seine krea­tive Arbeit hinaus eine echte Gemein­schaft mit den gröss­ten Kunst­schaf­fen­den seiner Zeit zu pfle­gen wusste.

Das Mäze­nen­paar Engel­horn

Peter und Traudl Engel­horn, ein Kunst­lieb­ha­ber­paar, das im Kanton Waadt lebte, begeis­terte sich für die viel­sei­ti­gen künst­le­ri­schen und tech­ni­schen Möglich­kei­ten, die das Glas den Kunst­schaf­fen­den bietet. Als sie von einem Ensem­ble von Glass­kulp­tu­ren erfuh­ren, das auf der Zusam­me­n­a­r­beit zwischen zeit­ge­nös­si­schen Kunst­schaf­fen­den und dem Glas­meis­ter Egidio Costan­tini beruhte, erwa­r­ben sie 36 dieser zwischen 1959 und 1970 geschaf­fe­nen Stücke. 1991 kamen zwei weitere Objekte hinzu.

Im Jahr 1970 beschlies­sen die Engel­horn, ihre Samm­lung zeit­ge­nös­si­scher Glas­kunst dem Musée des arts décora­tifs de la Ville de Lausanne – heute mudac, kanto­na­les Museum für Design und ange­wandte Kunst der Gegen­wart – zu schen­ken. Die Schen­kungs­ver­ein­ba­rung zwischen Peter Engel­horn und der Stadt Lausanne wird am 29. März 1971 unter­zeich­net, und die in der Fucina degli angeli (Engel­schmiede) geschaf­fe­nen Stücke gelan­gen so in die Samm­lung des mudac. Alle besit­zen ein von Egidio Costan­tini signier­tes und datier­tes Zerti­fi­kat und tragen die Namen des Künst­lers und der Fucina degli angeli.

Auf diese erste Schen­kung der Engel­horn folgte 1971 jene von 27 numme­rier­ten und signier­ten Multip­les aus Glas­paste, die mehr­heit­lich zwischen 1968 und 1971 in limi­tier­ter Auflage von der Manu­fak­tur Daum in Nancy ediert und von Künst­lern wie Salva­dor Dalì, Pierre Dmitri­enko und Claude Lhoste entwor­fen wurden. Die 31 Stücke, die zum heuti­gen Bestand des Muse­ums gehö­ren, sind mit Zerti­fi­ka­ten von Daum verse­hen, welche die Anzahl der Exem­plare und die Nummer der Edition bestä­ti­gen. Vier dieser Arbei­ten sind in der Ausstel­lung Alche­mie zu sehen

Die zeit­ge­nös­si­sche Glas­kunst

Die Ausstel­lung Alche­mie zeigt des Weite­ren eine Reihe zeit­ge­nös­si­scher Glas­kunst­werke aus der Samm­lung des mudac, die zum Teil zum ersten Mal präsen­tiert werden. Die Stücke zeugen in verschie­de­ner Hinsicht vom Erbe dieser hundert­jäh­ri­gen Bewe­gung, das im aktu­el­len Kunst­schaf­fen weiter­hin leben­dig ist. Zugleich erin­nern sie daran, dass der Surre­a­lis­mus unab­läs­sig die totale Frei­heit pries und auch heute noch dazu beiträgt, der realen Welt den Rücken zu kehren.

Gesamtkuratorium Marco Costantini
Amélie Bannwart
Assistiert von Anaëlle Hirschi
Géraldine Desarzens
Szenografisches Konzept Collectif GALTA
Grafikdesign Neo Neo

Hauptpartner

Die Saison des Surrealismus wird von der Loterie Romande und der Fondation Leenaards unterstützt, die Partnerin des Projekts „Résonances“ ist, das die drei Museen durch thematische Aufträge an Künstler aus der Region in einen Dialog treten lässt.

Ausstellungspartner

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