Sous les vagues

30.11.2024 → 02.03.2025
Olga Kokcharova & Elise Rigot

Das mudac schafft eine kraftvolle, engagierte Verbindung zur Ausstellung Thalassa! Thalassa! Die Vorstellungswelten des Meeres, die das Musée cantonal des Beaux-Arts (MCBA) vom 4. Oktober 2024 bis 12. Januar 2025 zeigt, indem es Werke zeigt, welche die fragile Schönheit der Ozeane erkunden.

Trotz ernst­haf­ter Bedro­hun­gen wie Plas­tik­ver­schmut­zung, Ozea­n­ver­sau­e­rung und Über­fi­schung birgt der Meeres­bo­den Wunder, die weiter­hin faszi­nie­ren und inspi­rie­ren. Unter den Wellen gedei­hen bunte Koral­len­riffe, maje­stä­ti­sche Algen­wäl­der und Geschöpfe mit unglaub­li­chen Formen und Farben. Sie schaf­fen reiche und viel­fäl­tige Ökosys­teme, die für das globale ökolo­gi­sche Gleich­ge­wicht von entschei­den­der Bedeu­tung sind.

Die vom mudac präsen­tier­ten Werke regen zum Nach­den­ken über die Notwen­dig­keit an, diese Ökosys­teme zu schüt­zen, indem sie deren Resi­li­enz und Anfäl­lig­keit gegen­über Umwelt­ver­än­de­run­gen hervor­he­ben. Die Schön­heit und Fragi­li­tät des Meeres­bo­dens erin­nert an die Dring­lich­keit, diese einzig­ar­tige und wert­volle Biodi­ver­si­tät zu bewah­ren.

Olga Kokcha­rova

Strom­bos/Inhérence inversée,  2024

Das Klang­werk Strom­bos/Inhérence inversée (Strom­bus / Umge­kehrte Inhä­renz) stützt sich konzep­tu­ell auf die jahr­hun­der­te­alte Entwick­lung der verschie­de­nen Inter­pre­ta­ti­o­nen des Geräuschs, das man im Innern einer Muschel hören kann. Von einem singen­den, spre­chen­den und seuf­zen­den Mund, der an Mythen und ferne ozea­ni­sche Vergan­gen­hei­ten erin­nert, verwan­delt sich die Muschel im Laufe der Geschichte in ein Objekt, das unsere unmit­tel­bare Umge­bung aufnimmt und wieder­gibt. Die Analo­gie zum Geräusch der Wellen beruht darauf, dass wir die Muschel instink­tiv mit dem Meer, ihrer ursprüng­li­chen Umge­bung, in Verbin­dung brin­gen, sodass wir, wenn wir sie an unser Ohr halten, glau­ben, das Echo des Ozeans zu hören. Später bildete sich die Vorstel­lung heraus, dass das, was wir im Innern der Muscheln hören, die Strö­mung unse­res eige­nen Bluts ist.

So macht der Aber­glaube allmäh­lich rati­o­na­len Über­le­gun­gen Platz, und subli­mer Zauber wird durch faszi­nie­rende Fakten ersetzt. Das Werk Strom­bos / Inhérence inversée, das aus eine breite Palette aussch­liess­lich mari­ti­mer Geräu­sche umfasst, folgt diesem Narra­tiv und lädt alle ein, durch Zuhö­ren ihre eigene intime Verbin­dung mit der riesi­gen Wasser­flä­che zu erkun­den, aus der einst das Leben entstand.

Dauer: 1 Std.

Beginn: zu jeder vollen Stunde

© Olga Kokcharova

© Olga Kokcharova

© Olga Kokcharova

© Olga Kokcharova

© Olga Kokcharova

© Olga Kokcharova

Elise Rigot

Im Jahr 2024 erwarb das mudac zwei Desi­gnfor­schungs-Serien von Elise Rigot. Beide befas­sen sich mit Koral­len und deren Zukunft im Hinblick auf den Klima­wan­del.

 

Amon­cel­le­ment et disso­lu­tion (Anhäu­fung und Auflö­sung), 2021

Ganz am Anfang war ein Haufen. Die Stra­te­gie des frühen Lebens der roten Koralle beginnt so, in einem form­lo­sen Haufen. Die Larve, die auf einem Stück Land­schaft sitzt und sich daran klam­mert, umgibt sich mit präzise gestal­te­ten Formen. Jedes Stück produ­ziert unter­schied­li­che Formen von Skle­ri­ten, klei­nen Calcit-Elemen­ten, die bald den Sockel des harten Skeletts der Koralle bilden. Ein Phäno­men berei­tet den Wissen­schaft­lern Sorge und betrifft die Versau­e­rung der Ozeane. Die Frei­set­zung von CO2 in unse­rer Atmo­sphäre erreicht die Welt­meere. Das CO2 löst sich im Wasser auf, das durch eine chemi­sche Reak­tion den Ozean versau­ern lässt. So beob­ach­ten einige Forscher, insbe­son­dere Daniel Viel­zeuf und Lorenzo Bramanti, Verän­de­run­gen in der Geome­trie der Skle­rite der roten Koral­len des Mittel­meers. Was passiert, wenn die Wachs­tumss­tra­te­gien der Koral­len bereits in den ersten Lebens­wo­chen beein­träch­tigt werden? Die beiden winzi­gen mine­ra­li­schen Struk­tu­ren werden einan­der wie in einem Spie­gel gegen­über­ge­stellt und zugleich vergrös­sert, als eine Art Zeug­nis aus den Meeren. Die eine ist um ein Stück der ande­ren ampu­tiert.

 

Retour d’ex­pé­di­tion océan Indien (Rück­kehr von der Expe­di­tion Indi­scher Ozean), 2023

Es handelt sich um fünf Mikroa­r­chi­tek­tu­ren, kleine Altäre, die den Kalkro­t­al­gen gewid­met sind. Fünf Objekte der Vermitt­lung und des Dialogs, die dazu einla­den, diese Ozea­n­be­woh­ner, die Kiesel­stei­nen zum Verwech­seln ähnlich, doch krus­ten­ar­tige Algen sind, in unse­ren Mündern wach­sen zu lassen. Kennen Sie die Kalkro­t­al­gen? Nun denn, man kann sich nur um das kümmern, was man kennt und für wich­tig hält. Diese gewöhn­li­chen und doch unbe­kann­ten Algen bevöl­kern die Saya de Malha Bank, ein mit Unter­was­ser­gras bedeck­tes Flach­was­ser­ge­biet, das Gegen­stand der Mission Indi­scher Ozean war, die 2022 von Les Explo­ra­ti­ons de Monaco durch­ge­führt wurde. Mit jedem dieser Objekte wird eine Eigen­schaft der Kalkro­t­al­gen hervor­ge­ho­ben: ihre Fähig­keit, als «Welt-Stein» Arten zu verfes­ti­gen, ihre uralte geolo­gi­sche Zeit­s­kala, der Ort ihrer Entde­ckung – Saya de Malha –, ihre harte rosa­fa­r­bene Mate­ri­a­li­tät, die auf die photo­syn­the­ti­sche Reak­tion ihrer Pigmente zurück­zu­füh­ren ist.

Amoncellement et dissolution, 2021 Stücke angefertigt von den Ateliers du Faire der
Fondation d’entreprise Martell in Cognac
Retour d’expédition océan Indien, 2023 Retour d’expédition océan Indien, 2023 Stücke angefertigt vom FabLAAS des LAAS-CNRS
3D-Druck (PLA) und Sperrholzplatten
Wissenschaftliche Beraterin Line Le Gall (PR. MNHN)
Designassistent Emmanuel Boyadjian

© Elise Rigot

© Elise Rigot

© Elise Rigot

© Elise Rigot

© Elise Rigot

© Elise Rigot

Die Ausstellung «Sous les vagues» wird von der Fondation Leenaards im Rahmen des Projekts Résonance unterstützt, das die drei Museen durch regionale Kunstaufträge zueinander in Dialog treten lässt: Sandrine Pelletier (MCBA), Maya Rochat (Photo Elysée) und Olga Kokcharova (mudac).

Partenaire principal du mudac

Das mudac dankt zudem der Fondation Camargo für ihre Unterstützung und die Qualität der Forschungsbedingungen, die der Künstlerin Olga Kokcharova geboten wurden.