Sneaker Collab
Die Sneaker-Kultur trifft sich in der Westschweiz
Im Rahmen des Programms Lausanne en Jeux! den Olympischen Jugendspielen Lausanne 2020, nehmen das mudac und der Verein Swisssneaks an diesem internationalen Ereignis teil, indem sie die soziale und kulturelle Geschichte des Sports feiern. Dabei konzentrieren sie sich auf einen charakteristischen Gegenstand, der die Welt, für die er ursprünglich erschaffen wurde, seit langem verlassen hat, um unser aller tägliches Leben in der Stadt zu prägen: der Sportschuh.
Das Phänomen Sneaker
Der Basketschuh oder sneaker gemäss heutiger Terminologie, ist heute zweifelsohne der symbolträchtigste Gegenstand der Kreuzung zwischen Luxus und streetwear. Nebst den üblichen, im Handel leicht zu erwerbenden Modellen, sind Neuauflagen aus den Archiven, Zusammenarbeiten zwischen Marken, mit Künstlerinnen und Künstlern, Designern oder Persönlichkeiten, die exklusive Modelle entwerfen – wie Rihanna bei Puma, Anna Wintour bei Nike, Kanye West bei Adidas oder Damien Hirst bei Converse, inzwischen üblich. Dies alles weist auf eine immer präzisere oder sogar aggressivere Beherrschung der Entwicklung und Verbreitung einer reichhaltigen und kreativen Kultur hin, die sich in grosszügigem Austausch und Dialog offenbart.
Dieses Phänomen des Vermischung und der Durchlässigkeit zwischen den sozialen Bevölkerungsschichten hängt eng zusammen mit unserem heutigen Lebensstil. Das Konzept der Vernetzung gehört zur DNS mehrerer Generationen unserer globalisierten Gesellschaft. Die Luxusmarken haben das kreative Potenzial dieser Kultur erst seit kurzem erkannt. So wie bereits seit einigen Jahren üblich hat die Modewelt anfangs 2018 ihren mercato erlebt; nunmehr löst jede fashion week Erregungswellen aus. Mehrere wohlbekannte Häuser haben die Ernennung neuer künstlerischer Leiter an der Spitze ihrer Designstudios bekannt gegeben: Virgil Abloh bei Louis Vuitton, Kim Jones bei Dior Homme, Riccardo Tisci bei Burberry. Diese drei Modemacher haben eins gemeinsam: sie verkörpern die Vermischung zwischen high fashion und streetwear, ein immer häufigeres Phänomen bei den Modehäusern. Fast unendlich ist die Zahl der Zusammenarbeiten zwischen renommierten Modehäusern und sportswear-Marken. 2017 hat sich das französische Luxusimperium Louis Vuitton mit der amerikanischen Marke Supreme, der weltweit führenden Skate-Ikone, zusammengetan.
Der Trend der künstlerischen Leiter von einem Haus zum anderen zu wechseln, hat eine ganz andere Wendung angenommen, nämlich das Einführen einer weltweiten gesellschaftlichen Perspektive. Die Mode hat ja immer schon eine wesentliche Rolle beim kulturellen Austausch gespielt. Die rasende Entwicklung des Raps und das Auftauchen der Skaterszene führen dazu, dass beide neuerdings ihre eigenen Referenzen und Ästhetik auf die allgemeine Modewelt und die Luxusmarken übertragen. Zwar entwendeten und verwandelten Subkulturen seit Jahrzehnten Attribute der Garderobe der Reichen – sehr zum Leidwesen der Luxusmarken – doch heute sind es die Marken, die voller Absicht ihre Welt und diejenige der städtischen Subkulturen und des Sports aufeinanderprallen lassen, mit mehr oder weniger grossem Erfolg.
Die Ausstellung
Die Ausstellung Sneaker Collab setzt sich zum Ziel, auf umfassende Weise und mit allen Sinnen die positive Gewalt des Phänomens sneaker aufzuzeigen, seit den Anfängen in den 80er Jahr mit der Marke Jordan, bis zu den jüngsten Projekten und Zusammenarbeiten. Sneaker Collab belegt, wie der Basketschuh, ein echter Kultur- und Lifestyle, eine Schockwelle ausgelöst hat – in Mode, Musik, Fotografie und allen anderen Spielarten des zeitgenössischen Designs und der Stadtkultur.
Die Ausstellung baut auf der Zusammenarbeit auf; sie beleuchtet aber auch historische Aspekte und erinnert an Projekte, die unvergessliche Erfahrungen herausbeschwören. Es erstaunt daher nicht, dass dieses Objekt der Popkultur heutzutage eine so grosse Bedeutung geniesst. Bei den Zusammenarbeiten handelt es sich um echte Strategie-Instrumente der Unternehmen, die aus einem einfachen Sportschuh ein Kultobjekt gemacht haben, dessen ursprüngliche Funktion fast vergessen geht, um zu einem Modeaccessoire und Sammler-Objekt zu werden.
Ko-Kuratorium | mudac: Marco Costantini Verein Swissneaks: David Berguglia Julian Bessant-Lamour Philippe Cuendet |