Freitag ad absurdum

28.10.2015 → 28.02.2016
Carte blanche für die Brüder Freitag feat. Frank & Patrik Riklin

Im Rahmen ihrer Carte Blan­che im mudac haben sich Markus und Daniel Frei­tag mit Frank und Patrik Riklin zusam­men­ge­schlos­sen. Die beiden Konzept­künst­ler sind für ihre unor­tho­doxe Kunst, die sich außer­halb des ordent­li­chen Kunst­be­triebs voll­zieht, bekannt. Bei ihrer Arbeit haben die vier Brüder eine Geis­tes­hal­tung und bestimmte Grund­sätze gemein­sam: Akti­vi­tä­ten, bei denen die Verwen­dung von Ressour­cen im Zentrum steht, die Freude an der sozi­a­len Inter­ak­tion und eine Denk- und Hand­lungs­weise, die auf der Idee von Kreis­läu­fen beruht.
Ihr Projekt beschränkt sich nicht auf das Museum, sondern macht sich vor allem im öffent­li­chen Raum bemerk­bar.

Die beiden Brüder­paare haben sich zu Beginn des Sommers auf den Weg gemacht, um die Begeg­nung mit Trägern von FREI­TAG Taschen, die aus gebrauch­ten Last­wa­gen­pla­nen herge­stellt wurden, zu suchen. Sie haben sie dazu einge­la­den, an einer Aktion mitzu­wir­ken, die den Herstel­lungs­pro­zess ihrer Produkte ad absur­dum führt: Die Rück­gabe ihrer Tasche, damit daraus wieder eine LKW-Plane herge­stellt werden kann. Vom Haupt­bahn­hof Zürich bis zur Place de la Cathédrale vor dem mudac ist es den vier Brüdern, die mit Trans­pa­ren­ten unter­wegs waren, gelun­gen, wild­fremde Leute davon zu über­zeu­gen, ihre Tasche zurück­zu­ge­ben. Alle Stores der Marke FREI­TAG haben sich an der Aktion betei­ligt, indem sie ihren Kunden ange­bo­ten haben, ihre abge­nutz­ten Taschen einzu­sam­meln. Auf diese Weise wurden welt­weit etwa hundert Taschen einge­sam­melt.

In der FREI­TAG Fabrik in Zürich, wo alle FREI­TAG Taschen zuge­schnit­ten werden, haben die vier Brüder die einge­sam­mel­ten Taschen ausein­an­der getrennt, zusam­men­ge­legt und anschlie­ßend verschweißt. Die LKW-Plane erlebt eine Verwand­lung… in eine LKW-Plane und führt auf diese Weise das Prin­zip des Recy­clings, das dem Unter­neh­men FREI­TAG als Grund­lage dient, ad absur­dum. Die neue Plane, ein buntes Patch­work, wurde auf einem LKW ange­bracht, und die Brüder Frei­tag und Riklin unter­nah­men im August einen Road Trip in verschie­dene Teile der Schweiz. Dabei such­ten sie den Austausch mit den Einwoh­nern der verschie­de­nen Regi­o­nen.
Die beiden Brüder­paare, die sich bei Unbe­kann­ten einlu­den, um ins Gespräch zu kommen, konfron­tier­ten sich selbst mit den Reak­ti­o­nen auf ihr Mani­fest über Konsum und Produk­tion im 21. Jahr­hun­dert. Sie stell­ten ihre Welt­an­schau­un­gen auf die Probe und versuch­ten, auf Reak­ti­o­nen und Verhal­tens­wei­sen Einfluss zu nehmen. Das Expe­ri­ment gelang, denn sie konn­ten im Garten wild­frem­der Leute über­nach­ten, ein Trans­pa­rent, das die Treue der Rasen­mä­her hinter­fragte, aufstel­len, oder sogar spon­tan die Zube­rei­tung einer Suppe aus Resten orga­ni­sie­ren, die aus verschie­de­nen Etagen eines Wohn­ge­bäu­des stamm­ten…
Aus diesen Erleb­nis­sen und Begeg­nun­gen entstan­den über­ra­schende, völlig neue Gegen­stände, die ihrer­seits aus der re-re-recy­cel­ten Lkw-Plane herge­stellt wurden: Ein Schwa­rz­fah­rer­sitz, eine Einkaufs­ta­schen­pro­these oder auch eine Kompost­schleu­der, um nur einige zu nennen. Im Septem­ber haben sich die vier Brüder in Lausanne auf den Weg gemacht, um diese Gegen­stände bei den Einwoh­nern zu testen. Sind unge­wohnte Gegen­stände in der Lage, Gewohn­hei­ten umzu­krem­peln? Und können über­ra­schende Begeg­nun­gen eine Verän­de­rung des Konsum­ver­hal­tens bewir­ken? Diese ironi­sche Über­trei­bung des Recy­clings bis ins Unend­li­che zeigt den an sich sehr ernst­haf­ten Stand­punkt der Brüder Frei­tag und Riklin in Bezug auf den Konsum und die Verwen­dung der Ressour­cen in unse­rer Zeit.
Im Rahmen der Ausstel­lung wird das Aben­teuer in allen seinen Phasen nach­ge­zeich­net, sodass der Besu­cher einge­la­den wird, selbst aktiv daran teil­zu­neh­men. Auch dafür werden Objekte einge­setzt, die auf der Grund­lage eines bis zum Äußers­ten betrie­be­nen Recy­clings entstan­den sind, mit dem gemein­sa­men Ziel, eine Verän­de­rung des Konsum­ver­hal­tens zu bewir­ken.

Vue de l'exposition Freitag ad absurdum
Vue de l'exposition Freitag ad absurdum
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