Aldo Bakker • PAUSE [Lausanne]

08.02 → 30.04.2017
AlinetoB

In den letz­ten drei­ßig Jahren schuf Aldo Bakker (NL, 1971) als Desi­g­ner ein kompro­miss­lo­ses Werk, das von einer gedul­di­gen und sorg­fäl­ti­gen Recher­che­a­r­beit an der Form lebt, und dessen Spra­che in kein Schema passt. Es wendet sich nicht nur von jegli­chem Funk­ti­o­na­lis­mus und Post­mo­der­nis­mus ab, sondern bleibt gene­rell von allen Zeit­strö­mun­gen und Trends unbe­rührt. Nach­dem das Projekt bereits Anfang 2016 am CID – Centre d’In­no­va­tion et de Design in Le Grand Hornu (Belgien) sein Debüt gege­ben hat, möchte die Ausstel­lung in Lausanne mit der beson­de­ren Umge­bung des Muse­ums harmo­nie­ren. Deshalb entwirft und verwirk­licht das Studio des Desi­g­ners für dessen erst­ma­lige Präsen­ta­tion in der Schweiz eine ganz neue erar­bei­tete Gestal­tung, vor der sein Werk einer eiser­starr­ten Land­schaft gleich in Szene gesetzt wird.
Alle Objekte von Aldo Bakker erschei­nen uns auf den ersten Blick selt­sam vertraut. Sie erin­nern uns an Dinge, die wir schon gese­hen oder verwen­det haben, so als handele es sich um Arche­ty­pen der Gegen­stands­kul­tur, die uns umgibt.
Wenn dieser erste Eindruck nach­lässt, tauchen andere Fragen auf. Welche Kraft steht hinter diesen Formen? Wäre eine andere Farb­aus­wahl genau diesem Gegen­stand besser gerecht gewor­den? Warum sugge­rie­ren bestimmte Formen einen funk­ti­o­na­len Zweck (eingie­ßen, trin­ken, sich setzen), während das Wesen der Gegen­stände eindeu­tig außer­halb ihrer prak­ti­schen Eigen­schaf­ten liegt? Macht es Sinn, sich zu fragen, ob diese Gegen­stände als Kunst oder als Design betrach­tet werden müssen? Oft schei­nen sie eine Persön­lich­keit zu besit­zen, einen eige­nen Charak­ter, so als handele es sich um auto­nome Geschöpfe. Meist sind sie aus einem einzi­gen Mate­rial geschaf­fen (Kera­mik, Glas, Holz, Kupfer) und nehmen gefäl­lige, orga­ni­sche Formen an, die an das Pikto­gramm erin­nern. Um ihr Geheim­nis zu ergrün­den, müssen wir inne­hal­ten. Uns Zeit nehmen. Um mit ihnen in Dialog zu treten, müssen wir unsere Vorein­ge­nom­men­heit über­win­den und uns auf die Geschich­ten einlas­sen, die sie zu erzäh­len haben, uns selbst hinter­fra­gen und unsere ästhe­ti­schen Vorlie­ben auf die Probe stel­len.
Obwohl Aldo Bakker eine große Band­breite an Gegen­stän­den geschaf­fen hat – Unikate und limi­tierte Ausga­ben, aber auch Objekte für namhafte Marken wie Karak­ter oder Georg Jensen (DN), Puifor­cat und Sèvres (FR) -, ist die tatsäch­li­che Wirkung seines Werkes unab­hän­gig von seiner Quan­ti­tät. Die Quali­tät der Gegen­stände, die er entwor­fen und geformt, immer und immer wieder neu entwor­fen und neu geformt hat, besteht vor allem in ihrer Kraft, unsere Wahr­neh­mung des Alltäg­li­chen zu verän­dern. Aldo Bakker. Pause/Lausanne veran­schau­licht seine unauf­dring­li­che Beherr­schung des Nicht-Alltäg­li­chen. Nicht durch Extra­va­ganz, sondern durch Spitz­fin­dig­keit und abso­lute Präzi­sion in der Ausfüh­rung.

Bereits mit 16 Jahren, als Bakker sich erst­mals an der Kunst des Zeich­nens versuchte, wählte er eine unab­hän­gige Perspek­tive. Als Sohn der Desi­g­ner Gijs Bakker und Emmy Van Leer­sum war er sein ganzes Leben lang von einer krea­ti­ven Welt umge­ben, die den Pionier­geist bis zum Tabu­bruch förderte. Zunächst absol­vierte er eine Ausbil­dung in einem Juwe­lie­rate­lier, bevor er buch­stäb­lich bei Null anfing und seinen Werde­gang als Auto­di­dakt fort­s­etzte. Die Suche nach der Heraus­for­de­rung, das Schür­fen in der Tiefe, bis es ihm gelingt, das Wesen dessen zu erfas­sen, was er ausdrü­cken möchte, wurden zum Marken­zei­chen seines krea­ti­ven Schaf­fens. Diese Art der Kunst setzt eine enge Zusam­me­n­a­r­beit mit Kunst­hand­wer­kern (Schlos­sern, Gold­schmie­den, Urushi-Lackie­rern und ande­ren) voraus, die die indi­vi­du­elle Note des Desi­g­ners mit ihrem Fach­wis­sen und ihrer Sensi­bi­li­tät berei­chern.
Die Ausstel­lung Aldo Bakker. Pause/Lausanne lädt den Besu­cher nicht nur zum Inne­hal­ten und Betrach­ten ein, sondern sie schafft gleich­zei­tig einen einzig­ar­ti­gen Rahmen, der es Aldo Bakker ermög­licht, Gegen­stände, die oft erst nach jahre­lan­ger Entwick­lung sein Atelier verlas­sen haben, einzu­schät­zen, zu verglei­chen und mitein­an­der zu kombi­nie­ren. Deshalb ist es nicht verwun­der­lich, dass Bakker und sein Team sich diese Gele­gen­heit nicht entge­hen ließen, bietet sie ihnen doch die Chance, die Ausstel­lung selbst in Szene zu setzen und bis ins kleinste Detail dem Zufall zu entzie­hen.

Artefact
Fat One
Pot
Swing
Horn
Bronze Tonus
Soy Pourer
Pivot
Urushi Tonus
Green Table and Pink Stool