Anima
Carte blanche für Constance Guisset

15.09.2016 – 15.01.2017
Ausstellungen

Constance Guisset erhielt das Angebot, die Erdgeschoss-Räume des mudac zu nutzen und einen Katalog zu ihrem Werk zu entwerfen. Bei der Designerin löste das Begeisterung aus und führte zu fantastischen Ergebnissen. Dass die Wahl auf die junge Pariserin fiel, ergibt sich aus der Qualität ihrer Arbeit. Deren Finesse, Poesie und die enauigkeit ihres Blicks auf die uns umgebenden Dinge haben seit vielen Jahren die Aufmerksamkeit unserer Einrichtung auf sich gezogen. In gemeinsamen Gesprächen kam es zu einem fruchtbaren und regen Austausch. Sehr schnell hat sich Constance Guisset die Beschaffenheit und die Besonderheit unserer Ausstellungsräume zu Eigen gemacht, indem sie diesen ihre historisch gesehen primäre Funktion zurückgab: privater Wohnraum zu sein. Zwei Wohnungen mit identischen Einrichtungsgegenständen dienen einander somit als Echo, einer in Schwarz- und Weißtönen und der zweite voller Farben. Diese Arbeit mit Gegenüberstellungen und Paaren zählt zu den wichtigsten Charakteristika von Guissets Ansatz und erschließt weite Untersuchungsfelder. In den Räumen unseres Museums zeigt sich die Ideen- und Forschungswerkstatt nun als idealisierte Musterwohnung. Rings um die Mittelinsel mit dem spielerischen Arrangement spiegelverkehrter Möbel finden sich in den Randbereichen Erholungs- und Entdeckungszonen.

Constance Guisset lädt uns ein, in dem von ihr eingerichteten Raum Platz zu nehmen und neue Blickwinkel und unerwartete Ausblicke auf die Stadtlandschaft von Lausanne zu entdecken. Sie ermuntert uns dazu, uns experimentelle Linien vorzustellen und versteckte oder kontrastierende Beleuchtungen wahrzunehmen. Andererseits bezeugen die Räume auch ihre unablässige Forschungstätigkeit in Bezug auf die Qualität, die expressive Kraft, die Verarbeitbarkeit und das funktionale Potenzial eines bestimmten Materials.
Die Ausstellung gibt sich als Ode an die Farbe. Es sei aber daran erinnert, dass diese im Mittelalter als Umhüllung und Verkleidung galt – leitet sich doch das lateinische Wort „color“ von „celare“ (verbergen) ab. Die in zwei Phasen unterteilte Ausstellung verwischt Spuren und betont die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten des Kalt-Warm-Kontrastes. Man betritt ein Umfeld aus Objekten in kalten und neutralen Farbtönen, um dann deren in Farbe getauchten Zwillingen zu begegnen.
Objekte in Farben zu hüllen, heißt, ihnen Stofflichkeit und Sinnlichkeit zu verleihen. Der Sinnesreiz eines Farbeffektes, den das Auge aufnimmt und das Gehirn übermittelt, verschafft uns intensive Gefühle. Die Farben transportieren Codes und lösen unterschiedliche Reaktionen aus, die unser Umfeld und unser Verhalten beeinflussen. Sie wirken auf unsere Sinne und bereichern die Welt wie auch unsere Wahrnehmung derselben. Mit der von ihr konzipierten Einrichtung nimmt
Constance Guisset das Mobiliar auf zwei Arten in den Blick: Bei ihren Recherchen und Prototypen bevorzugt sie neutrale Töne, um die formalen Charakteristika ihrer Objekte hervorzuheben. Bei der Anordnung und Inszenierung derselben Produktreihe erforscht sie jedoch die Wirkmächtigkeit der Farbe.