Gedächt­nis­po­li­tik: (Un-)Sicht­bar­keit von Desi­g­ne­rin­nen und Gender-Minder­hei­ten

Archive des West­schwei­zer Desi­gns

Das Nach­den­ken über Desi­gna­r­chive in der West­schweiz veran­lasste das Museum, sich mit der Vertre­tung von Frauen und Gender-Minder­hei­ten unter den Desi­g­nern – als Schaf­fende wie als Inspi­ra­ti­ons­quel­len – in seinen Samm­lun­gen und darüber hinaus zu beschäf­ti­gen. Bis Anfang der 2000er-Jahre waren in den Muse­ums­samm­lun­gen, insbe­son­dere im Indus­trie- und Grafik­de­sign, nur wenige Frauen und Gender-Minder­hei­ten zu finden. Im Gegen­satz dazu treten sie im zeit­ge­nös­si­schen Schmuck stär­ker in Erschei­nung, was die gender­spe­zi­fi­sche Dimen­sion der im mudac bewahr­ten Werke verdeut­licht.

Das Projekt Spirits. Excel­lent for the head, das 2023 auf der Design Week in Mailand vorge­stellt und kürz­lich in die Samm­lung des Muse­ums aufge­nom­men wurde, bietet eine posi­tive Antwort auf diese Proble­ma­tik. Das von Studie­ren­den des Master­stu­dien­gangs Espace et Commu­ni­ca­tion der HEAD – Genf entwor­fene Projekt hebt die Arbeit von Desi­g­ne­rin­nen hervor durch eine Reihe von Gläsern und Cock­tails, welche Persön­lich­kei­ten wie Ray Kaiser-Eames, Sophie Taeu­ber-Arp oder Eileen Gray würdi­gen, die in der Desi­gnge­schichte lange Zeit vernach­läs­sigt wurden. Obwohl sich das Projekt nicht spezi­ell auf West­schwei­zer Desi­g­ne­rin­nen bezieht, zeigt es, wie jüngste Initia­ti­ven in der West­schweiz die Arbeit von Desi­g­ne­rin­nen nutzen, um neue Narra­tive zu schaf­fen, und so die Bedeu­tung beto­nen, ihr Erbe im loka­len Umkreis zu bewah­ren.

Dies wirft Fragen zur Rolle des Archivs des West­schwei­zer Desi­gns bei der Bewah­rung der Arbeit dieser Desi­g­ne­rin­nen für künf­tige Gene­ra­ti­o­nen auf. Insbe­son­dere stellt sich die Frage, wie wirk­same Stra­te­gien entwi­ckelt werden können, um ihre Beiträge zu iden­ti­fi­zie­ren, zu doku­men­tie­ren und in der Muse­ums­samm­lung zu bewah­ren? Welche Über­le­gun­gen haben die Desi­g­ne­rin­nen selbst als Haupt­be­trof­fene zu dieser Situa­tion ange­stellt? Das Museum möchte somit eine Refle­xion über die Profile der Perso­nen in Gang setzen, deren Arbei­ten es bewahrt und zur Geltung bringt, um mögli­che Verzer­run­gen in seiner Anschaf­fungs- und Ausstel­lungs­po­li­tik zu korri­gie­ren.

Dieser Arti­kel ist Teil einer Serie von sechs Themen, die im Rahmen der Ausstel­lung Archi­ves du Design Romand der West­schweiz erforscht werden, die vom 13.09.2024 bis zum 09.02.2025 im mudac zu sehen ist. Diese Labor-Ausstel­lung ist von einem viel­fäl­ti­gen und abwechs­lungs­rei­chen Programm beglei­tet, das Konfe­ren­zen, Podi­ums­dis­kus­si­o­nen und Work­shops umfasst.

Emile Demerliac & Victoria Jospin, E-1027, A Tribute to Eileen Gray, 2023. Projekt Spirits. Excellent for the head

© Raphaël Lugassy

Adèle Guilbault & Lovena Vedrine, Kaffa, A Tribute to Magdelene Odundo, 2023. Projekt Spirits. Excellent for the head

© Raphaël Lugassy

Noee Zahavy und Carla-Marie Savaris, Else, A Tribute to Valentine Schlegel, 2023. Projekt Spirits. Excellent for the head

© Raphaël Lugassy