Vom Musée indus­triel zum mudac auf Plate­forme 10

Archive des West­schwei­zer Desi­gns

Gebäude des mudac an der Place de la Cathédrale, Lausanne, 2014.

© David Gagnebin-de Bons

Gebäude des mudac und Photo Elysée auf der Plateforme 10, 2021.

© Matthieu Gafsou

Wie hat eine Institution durch die Entwicklung ihrer Struktur und ihres Namens die Entwicklung des Designs begleitet?

Das mudac – Musée canto­nal de design et d’arts appli­qués contem­po­rains –, das sich seit 2021 auf der Plate­forme 10 befin­det, ist Teil und Erbe einer reichen insti­tu­ti­o­nel­len Geschichte. Es ist der Nach­fol­ger mehre­rer Museen in Lausanne, von denen das erste Ende des 19. Jahr­hun­derts eröff­net wurde. Das Musée indus­triel (1862–1905) verfolgte als Kunst­ge­wer­be­mu­seum das Ziel, das regi­o­nale Gewerbe zu fördern, und verstand sich als Ort, wo den Lernen­den, aber auch der Öffent­lich­keit Wissen vermit­telt wurde. Seine Samm­lung glich zunächst einem Kuri­o­si­tä­ten­ka­bi­nett. 1905 wurde sie aus Platz­man­gel zwei­ge­teilt. Die Objekte aus dem Bereich der deko­ra­ti­ven Kunst wurden in das Musée d’art indus­triel im Palais de Rumine, jene aus dem Bereich regi­o­na­les Kunst­ge­werbe 1919 in die École des Métiers verlegt.

Sein Nach­fol­ger, das Musée d’art indus­triel (1909–1952), hat eine lange Geschichte mit zahl­rei­chen Verän­de­run­gen, insbe­son­dere des Namens. 1946 wurde es in Musée d’art indus­triel et d’art décora­tif und 1952 in Musée d’art décora­tif umbe­nannt. Einige in dieser Zeit erwor­bene Kera­mi­ken sind noch heute im mudac zu sehen. Das Musée des arts décora­tifs (1967–2000) wurde in einen neuen Stadt­teil, Villa­mont, verlegt und konso­li­dierte seine Ankaufs­po­li­tik in Berei­chen wie Glas­kunst, Grafik, Kera­mik und Schmuck. Unter dem neuen Namen mudac (2000–2021) lässt sich das Museum an der Place de la Cathédrale nieder, baut seine Samm­lun­gen aus und erwei­tert seine Inter­es­sen auf die Welt des loka­len und inter­na­ti­o­na­len Desi­gns.

Seit seinem Umzug in das Kunst­quar­tier Plate­forme 10 im Jahr 2022 gewinnt das mudac an Spann­weite und verfei­nert seine Iden­ti­tät durch Ankäufe, in denen sich die stän­dige Weiter­ent­wick­lung der Desi­gnbe­rei-che spie­gelt. Die Samm­lung, die eng mit den voraus­ge­gan­ge­nen Insti­tu­ti­o­nen verbun­den ist, erfährt aufgrund dieser häufi­gen Verän­de­run­gen im Laufe der Jahre mehrere Neuord­nun­gen und Werk­trans­fers. Dieser Befund veran­lasst das aktu­elle mudac, folgende Frage zu stel­len: Inwie­fern geben die Namens­än­de­run­gen und die Inven­tare der verschie­de­nen musea­len Einhei­ten Auf schluss über die Ankaufs­po­li­tik der Verant-wort­li­chen und die Trends der Zeit?

Dieser Arti­kel ist Teil einer Serie von sechs Themen, die im Rahmen der Ausstel­lung Archi­ves du Design Romand der West­schweiz erforscht werden, die vom 13.09.2024 bis zum 09.02.2025 im mudac zu sehen ist. Diese Labor-Ausstel­lung ist von einem viel­fäl­ti­gen und abwechs­lungs­rei­chen Programm beglei­tet, das Konfe­ren­zen, Podi­ums­dis­kus­si­o­nen und Work­shops umfasst.